Die Uni ist vorbei, ich habe endlich mehr Zeit, um mich hier um tatsächliche Schreibthemen zu kümmern. Juhu.
Also. Los geht die wilde Fahrt – In diesem Text geht es um Charaktere! Ich liebe es, mir Figuren für meine Geschichten auszudenken, aber in meinen Schreibkursen und auch in der 1 zu 1 Betreuung, höre ich immer wieder sehr flache Beschreibungen von Protagonisten, und wenn ich etwas bohre, stelle ich fest, dass die Gestaltung von Charakteren für viele Leute wirklich schwer ist. Im schlimmsten Fall sind diese Figuren flach, unrealistisch, eindimensional. Achtung Klartext: Niemand möchte eine Geschichte mit langweiligen Figuren lesen.
Also, wie schreibt man coole, spannende und fesselnde Charaktere? Es gibt viele Faktoren, die dazu beitragen, wirklich starke Charaktere zu erschaffen, aber ich denke, einer der wichtigsten Schritte ist es, die Figur so kennenzulernen, als wäre sie ein echter Mensch. Wenn man die Figur in- und auswendig kennt, ist es viel einfacher, für sie zu schreiben! Eine einfache Möglichkeit, deine Figur kennenzulernen, ist die Erstellung eines ausgiebigen Charakterprofils. Ein Charakterprofil ist im Wesentlichen eine Liste mit den Eigenschaften deiner Figur.
Einige von euch denken jetzt vielleicht: „Das ist ja nett, Marie, aber ich weiß nicht, was für einen Zeug ich da auflisten soll.“ Oh, Sweet summer-child! I got you! Es gibt zahlreiche, sehr ausführliche Vorlagen dafür in den Untiefen des Internets. So ausführlich, dass man da schnell den Überblick verliert. Aber für eben diesen Überblick bin ich ja da. Ich werde dir einige Punkte geben, die du bei der Erstellung eines Charakterprofils berücksichtigen solltest, und ich werde diese Dinge in fünf einfache Kategorien einteilen. Das klingt doch megagut und übersichtlich, oder?
Kleiner Disclaimer zu Beginn Nur weil du diese Dinge auflistest, heißt das nicht, dass sie in deinem Roman vorkommen müssen. Dieser Prozess soll helfen, deine Figur kennen zu lernen, um besser über sie schreiben zu können. Ganz wichtig: Es geht nicht darum, eine Wäscheliste von Informationen, die niemanden interessieren, in dein Buch aufnehmen. Ich habe mal ausführliche Charakterbögen gesammelt, da waren Exemplare mit über 100 Kategorien zum Ausfüllen dabei. 100! Einhundert! Ich liste nicht 100 Dinge auf, wenn ich meine Charaktere erstelle. Aber für unterschiedliche Charaktere können unterschiedliche Punkte relevant sein. Und ich habe mir daher eine eigene Liste, die über mehrere Seiten geht, zusammengestellt. Ich nutze die für meine Schreibworkshops. Diese Liste ist lächerlich lang, aber es geht darum herauszufinden, was (außerhalb der GRUNDLEGENDEN Informationen) für diesen spezifischen Charakter wichtig ist.
Diese Informationen sind immer wichtig, um deine Charaktere zu kennen
Also los gehts Kategorie Nummer eins (1): Die Grunddaten. Welches Geschlecht hat deine Figur und was ist ihr Gender? Denke daran, dass Geschlecht und Gender nicht dasselbe sind. Geschlecht ist Biologie. Ich spreche von Chromosomen, Hormonen, Genitalien, dem ganzen lustigen Zeug! Gender ist ein Konzept. Es ist das, was eine bestimmte Gesellschaft als männlich oder weiblich definiert. Die Frage wird richtig spannend, wenn eine fiktive Welt geschaffen wird, in der diese Konzepte von unserer abweichen.
Nächster Punkt: Wie alt ist deine Figur? Das solltest du dir gut überlegen, denn das Alter spielt eine große Rolle für die Lebenserfahrung eines Charakters, und die Lebenserfahrung kann die Persönlichkeit eines Menschen völlig verändern. Als Nächstes kommen wir zu Ethnie und Kultur. Diese sind wichtig, weil sie erstens bei der Beschreibung des Charakters helfen können. Und zweitens, weil manche Menschen einen großen Teil ihrer Identität in ihrer ethnischen Zugehörigkeit und Kultur sehen, und sogar in fiktiven Welten gibt es Länder, Reiche oder Clans. Deine Figur muss eine Art Abstammung haben. Sie könnte kubanisch sein. Sie könnte elfisch sein. Sie könnte eine kubanische Elfin sein, die von einem Zwergenpaar adoptiert wurde. Das sind relevante Themen, die die Persönlichkeit einer Figur beeinflussen. Als Nächstes geht es um die körperliche Erscheinung, und die wichtigsten Punkte sind Größe, Körperbau und Gesicht. Es ist auch gut zu wissen, ob und wie sich das Aussehen deiner Figur auf ihre Persönlichkeit auswirkt. Hast du schon einmal eine besonders schöne Person getroffen, die besonders arrogant war? Ich bin sicher, das hast du! Aber vergiss nicht, dass das Aussehen einer Person nicht ihre Persönlichkeit bestimmen muss. Nur weil eine Figur klein ist, heißt das nicht, dass sie süß oder schwach ist. Und die letzte grundlegende Angabe: Woher kommt deine Figur? Wo lebt sie? Und ich spreche hier von Einzelheiten. Land, Staat, Stadt und Einwohner. Du willst auch wissen, wie ihr Lebensstil ist. Ist sie reich? Ist sie arm? Ist sie reich geboren und inzwischen verarmt? Geht es ihr gut? Dann lass uns das schnell ändern!
Als Nächstes gehen wir zu Kategorie zwei (2) über: Beziehungen. Schließlich sind wir ein Querschnitt aus den fünf Menschen, mit denen wir uns am meisten umgeben. Sagt man jedenfalls. Ich bin daher eine Mischung aus Teenagern und einem überdrehten Dalmatiner. Cool. Also, schauen wir uns das Umfeld unserer Charaktere an. Zuallererst: Wie ist ihre Familie? Wie ist die Beziehung zu der Familie? Vielleicht ist ihr Vater ein gewalttätiges Stück Hundekacke. Vielleicht hat ihre Mutter ein Alkoholproblem. Das Häufigste, was einen Menschen nachhaltig schädigt, ist seine Familie. Wenn man also den Familienstammbaum einer Figur durchforstet, kann man ihre Unsicherheiten und Probleme aufdecken. Als Nächstes gehen wir zu den Freunden über. Die Freundschaften einer Person können eine Menge über sie aussagen. Wenn du mit einer Gruppe von Arschlöchern abhängst, bist du wahrscheinlich auch ein Arschloch oder hast eine sehr schlechte Menschenkenntnis. Und im Laufe der Geschichte können sich die Freundschaften deiner Figur verändern. Vielleicht lassen ihre Freunde sie in ihrer Not im Stich, oder die Figur wächst einfach über sie hinaus. Vielleicht gibt es einen unerwarteten Verrat. Für mich sind Charakterbeziehungen immer ein ganz wichtiger Plotpoint – wer von euch hat schon „Nur Monster mögen Ananas auf Pizza“ gelesen? Ihr wisst, was ich meine!
Die nächste Kategorie ist Nummer drei (3): Die sexy Sachen. Was ist die sexuelle Orientierung deiner Figuren? Es gibt ja verschiedenste sexuelle Orientierungen, aus denen du wählen kannst. Wenn Ihnen nur drei oder vier einfallen, darfst du gerne nochmal brainstormen. Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt: Zu was fühlt sich deine Figur konkret hingezogen? Nur weil sich deine Figur zu Männern hingezogen fühlt, heißt das nicht, dass sie sich zu allen Männern hingezogen fühlt. Was macht deine Figur an? Was bringt sie dazu, einen (Lady)Boner zu bekommen? Natürlich gibt es die offensichtlichen Optionen: Brüste, Hintern, Bauchmuskeln, Bizeps, Beine, Länge von … Dingen. Aber die meisten Menschen fühlen sich von weitaus mehr Merkmalen angezogen als das! Augen, Haare, Lächeln. Der Duft des Parfums. Der Klang des Lachens. Und am allerwichtigsten: die Persönlichkeit! Viele Menschen fühlen sich von Selbstbewusstsein, kleinen Macken, Humor oder Gemeinsamkeiten angezogen.
Also, fühl in deine Figur hinein und finde heraus, was ihr Gehirn in einen schmutzigen Erwachsenenfilm verwandelt. Und in diesem Zusammenhang: Welche sexuellen Erfahrungen hat deine Figur? Nur weil deine Figur Penes (ja, das ist der Plural) mag, heißt das nicht, dass sie schon mal einen gesehen oder in den Mund genommen hat. Ich möchte nicht nur die sexuelle Vorgeschichte eines Charakters herausfinden, sondern auch, warum das so ist. Warum ist sie ein Player? Warum sind sie noch Jungfrau? Und schließlich, welche romantische Erfahrung hat die Figur? Sexuelle Erfahrung und romantische Erfahrung sind nicht dasselbe! Romantik bezieht sich auf ein Kribbeln in deinem Herzen. Sexualität bezieht sich auf ein Kribbeln in deinem Geschlechtsteil. Hatte deine Figur schon einmal ein Date? Hat sie sich schon einmal verliebt? Wurde ihr Herz in Millionen Stücke zerbrochen, die nie wieder zusammengefügt werden konnten? (Hier traurige Musik einfügen)
Als nächstes kommt Kategorie Nummer vier (4): Fähigkeiten. Was kann deine Figur überhaupt und wie hat sie diese Fähigkeiten entwickelt? Wenn deine Figur in einem Kapitel ein normaler Nerd ist und im nächsten im Alleingang Werwölfe zerhackstückt, musst du mir das erklären können. Niemand ist plötzlich ein Experte in etwas, es sei denn, es handelt sich um Magie … und es könnte sehr wohl Magie sein! Allerdings darf man diese Erklärung nun auch wirklich nicht überstrapazieren. Als Nächstes solltest du dir die Schulbildung oder den Beruf deiner Figuren ansehen. Sind sie gut in der Schule? Mögen sie ihren Job? Sind sie von ihren Aufgaben genervt? Abschließend frage dich, was sind ihre Hobbys? Was macht deine Figur, wenn sie nicht gerade Außerirdische tötet oder zaubert? Vielleicht strickt sie zur Entspannung oder macht eine echt gute Schwarzwälder-Kirsch-Torte?
Und schließlich kommen wir zur wichtigsten Kategorie, Nummer fünf (5): Persönlichkeit und Charakter. Wir fangen mit den einfachen Dingen an. Ist dein Charakter ein Introvertierter oder ein Extrovertierter? Die meisten Menschen sind ambivalent, also ein Mittelding zwischen introvertiert und extrovertiert. Aber es ist trotzdem eine gute Idee, herauszufinden, ob dein Charakter eher zurückhaltend oder eher kontaktfreudig ist. Ist deine Figur rechts- oder linkshirnig veranlagt? Menschen mit der rechten Gehirnhälfte sind eher kreativ. Linkshirnige Menschen sind eher analytisch veranlagt. Und Menschen, die ausgeglichen sind, sind einfach in allem gut. Die Pupsnasen …
Dann kommen wir zu den Stärken und Schwächen deines Charakters. Die zu kennen ist von zentraler Bedeutung, vor allem für die wichtigsten Figuren, denn ihre Stärken und Schwächen werden die Handlung vorantreiben. Lass dir hier wirklich Zeit, denke darüber nach und beziehe auch ein, was der Plot braucht. Wenn eine Figur ehrgeizig ist, könnte das eine große Stärke sein. Wenn sie so ehrgeizig ist, dass sie die Gefühle aller, die sich um sie sorgen, missachtet, könnte das eine große Schwäche sein … oder möglicherweise soziopathisches Verhalten. Wenn deine Figur ein Guter ist, willst du wissen, was sie heldenhaft und menschlich macht. Wenn sie ein Bösewicht ist, willst du wissen, was sie furchteinflößend macht und was sie zum Schwanken bringt.
Was sind die Ziele und Träume deiner Figur? Wonach strebt deine Figur, und ändern sich diese Ziele im Laufe des Romans? Es ist eigentlich ganz normal, dass sich die Ziele einer Figur im Laufe der Geschichte ändern, vor allem, wenn es sich um den Protagonisten handelt. Was sind die Ängste und Unsicherheiten Ihrer Figur? Um eine fesselnde Geschichte zu schreiben, müssen Ihre Charaktere einige ziemlich legitime Ängste und Unsicherheiten haben. Vielleicht sind sie unsicher, was ihre Zukunft angeht. Vielleicht haben sie Angst, ihre Identität oder ihr Selbstwertgefühl zu verlieren. Vielleicht haben sie Angst vor dem Tod. Auf diese Weise bestimmst du im Wesentlichen die Wurzel der Verletzlichkeit der Figur, und das ist entscheidend, wenn du eine realistische Figur schaffen willst. Und ich gehe davon aus, das willst du! Was sind die Überzeugungen deiner Figur? Die meisten Menschen glauben an etwas. Das kann ein einfacher ethischer Kodex sein. Es könnte eine Religion sein. Es könnte die Wissenschaft sein. Es könnte auch eine Kombination dieser Dinge sein. Aber du willst zumindest wissen, ob deine Figur ein Gefühl für Pflicht, Ziel oder Recht und Unrecht hat. Und schließlich: Wofür würde deine Figur sterben? Jemand ist dabei, eine Waffe abzufeuern. Was würde deine Figur dazu bringen, vor die Kugel zu springen? Man erfährt viel über eine Person, wenn man herausfindet, was ihr wirklich am Herzen liegt.
So! Das sind die grundlegenden Dinge, die man bei der Erstellung eines Charakterprofils beachten sollte. Denke daran, dass es noch viele weitere Punkte gibt, die du berücksichtigen kannst und je nach Figur auch solltest! Du kannst natürlich online nach Beispielen schauen oder dich für meinen Newsletter anmelden, falls du das noch nicht hast. Ich arbeite gerade an einem Buchvorbereitungs-PDF-Bundle, in dem mein Charakterprofil enthalten ist. Über meinen Newsletter erfährst du, wann es erhältlich ist.
Teilnehmende meines Schreibkurses im Oktober bekommen das Profil natürlich als Bonus!
Bis dahin, :-*