Frodo Beutlin, Ron Weasley und Stotter-Bill, sie alle haben gegen sie gekämpft – Riesenspinnen. (Wenn schüttelt es schon bei diesem Wort?)
Samweis Gamdshie wird zum strahlenden Held (spätestens da, denn Sam ist der krasseste Typ in der gesamten Geschichte!) als er gegen Kankra kämpft und Frodo rettet. Wir alle mochten Ron doch noch etwas lieber, als er vor Angst wimmernd zwischen den Riesenspinnen im verbotenen Wald stand und sich fragte, warum es ausgerechnet Spinnen sein mussten. Stotter-Bill und seine Freunde bekämpfen die namenlose Entität, als sie die Form einer Spinne annimmt. Auf eine ziemlich kranke Weise. Aber das ist eben Stephen King. Ich spoilere hier nicht. Lest das Buch. Unbedingt.
(Ich sage nur: «Chüd und die kotzende Schildkröte».)
Interessanterweise ist keine Angst in der westlichen Welt verbreiteter als die Angst vor Spinnen. Nicht einmal die vor dem Zahnarzt. Kein Wunder also, dass man sie in Geschichten gerne einsetzt, um starke Gefühle hervorzurufen.
Woher kommt die Angst vor Spinnen?
Die Angst vor Spinnen ist ziemlich spannend. Denn, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, sind Spinnen nicht gefährlich. Sie sind sogar sehr nützlich und sollten für ihren Kampf gegen Stechviecher gerade im Sommer sogar ziemlich willkommen sein. Trotzdem kommt kaum Jemand auf die Idee, Gartenspinnen ins Haus zu tragen, um nervige Mücken zu fressen. Eher rennen wir schreiend davon.
Woher kommt also die Spinnenangst?
Angstforscher haben drei Theorien für die weitverbreitete Angst, oder den Ekel, vor Spinnen. Ich zitiere hier von planet-wissen.de:
Theorie eins: Ein evolutionsbiologischer Ansatz geht davon aus, dass unsere frühen Vorfahren mit gefährlichen Spinnen zu tun hatten – sie mussten sich also in Acht nehmen. Diese Vorsicht könnte über Generationen vererbt worden sein.Theorie zwei: Manche Forscher vermuten, dass die Fortbewegungsart der Spinnen die Panik auslöst: Spinnen machen keine Geräusche, bewegen sich sehr schnell und unvorhersehbar und können auf Menschen klettern. Für Spinnenphobiker ein furchtbarer Gedanke.
Theorie drei: Die dritte und von Psychologen favorisierte Theorie ist das Modelllernen. “Kinder lernen durch das Verhalten ihrer Eltern: Oh, eine Spinne, da muss man aufpassen, die ist eklig! Das hält sich oft bis ins Erwachsenenalter und wird schlimmstenfalls zur Phobie”, sagt Martina Krämer, Psychologische Psychotherapeutin am Institut für Psychologie an der Universität Freiburg.
(https://www.planet-wissen.de/natur/insekten_und_spinnentiere/spinnen/pwiearachnophobieangstvorspinnen100.html)
Gerade Theorie drei finde ich spannend! Fun Fact: Die Angst vor Clowns ist in den späten 1980er Jahren auch stark angestiegen. Der Grund? Ein bestimmter Clown, der gerne Kinder fraß … und eigentlich eine form- und zeitlose Entität war, der auch als Spinne in Erscheinung trat … Jetzt sind wir gefangen in einer Stephen King Schleife.
Fun Fact: Jedes Mal, wenn ich wieder «Es» lese, bekomme ich kalte Schauer, wenn ich Luftballons sehe.
Aber auch Punkt zwei und die unvorhersehbaren Bewegungsabläufe von Spinnen, sind ein spannender Punkt. Denn andere, potentiell furchterregende Krabbeltiere, bewegen sich gleichmäßig. Tausendfüßler zum Beispiel. Die sind auch nicht unbedingt hübsch und könnten in riesenhaft furchterregend sein. Stattdessen sind sie Namenspaten für zahllose Kinderachterbahnen in Vergnügungsparks. Sogar Riesenameisen sind in Filmen oft eher niedlich.
Sowohl in «Ant-Man» (Ant-ony!) und in «Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft», ist eine riesenhafte Ameise ein vertrauter Unterstützer, dessen (Helden)Tod betrauert wird. Die Ameise in «Liebling ich habe die Kinder geschrumpft» wird übrigens von einem Skorpion getötet, die auch zu den Spinnentieren gehören. Da sind sie wieder, die bösen Spinnen!
Nun also Riesenspinnen
Riesig müsste doch eigentlich jedes Insekt furchteinflößend sein. Aber eine riesige Wespe findet man, abgesehen von einer Doctor Who Folge mit Agatha Christie, in der Popkultur vergebens. In «Starship Troopers» kämpft man gegen die außerirdischen «Bugs», die spinnenähnliche Riesenkäfer sind. Riesenkäfer alleine reichen nicht. Sie müssen spinnenähnlich sein. Dabei ist so ein zwei Meter Hirschkäfer auch ziemlich gruselig, oder?
Nein, es sind die Spinnen. In der Verfilmung von «Coraline» wird die «andere Mutter» zu einer Spinne. Nicht zu einem Hirschkäfer.
Die Spinnen in «Herr der Ringe» und «Es» sind dazu auch noch wirklich böse. Doch auch Riesenspinnen, die nichts anderes sind als eben das, wie in der Doctor Who Staffel 11 Folge «Arachnids in the UK», lösen schreckliche Ängste im Publikum aus. Das mag natürlich auch damit zu tun haben, wie Spinnen töten – ihre Opfer einwickeln, am Leben halten, aussagen. Nicht schön.
Aber stellen wir uns das mal mit einer Riesenkatze vor. Die sind auch nicht dafür bekannt, dass sie ihre Beute schnell und schmerzlos umbringen. Aber eine Horrorgeschichte mit einer Riesenkatze müsste sich schon sehr anstrengen, um gruselig zu sein. Wäre aber ne interessante Idee.
Die erlernte Angst
Was nehmen wir nun also davon mit? Wir haben zu Unrecht Angst vor Spinnen, die können auch nichts dafür, dass sie so komisch laufen! Aber natürlich, füttern wir unsere Angst vor Spinnen mit all diesen Horrorversionen dieser unschuldigen Krabbeltiere auch noch. Sie wird also nur noch weiter wachsen. Und ich als Horrorautorin könnte diese Angst schamlos ausnutzen und Geschichten über Killerspinnen schreiben.
Aber ich ekel mich leider zu sehr, um darüber auch nur nachzudenken.
Ja, schade. Das wäre sicher gut geworden.